Wie mit der Heldenreise jedes Storytelling sicher gelingt

Die Dani in Westpapua

Wie mit der Heldenreise jedes Storytelling sicher gelingt

Vor 75 Jahren erscheint Joseph Campbells Buch „The Hero with the Thousand Faces“. Kein Werk hat Journalismus, Filmindustrie und Marketing seither mehr beeinflusst. Die Heldenreise nach Campbell erklärt erstmals, wie Storytelling wirklich funktioniert. Sie ist der Spiegel unserer inneren Reisen.

New York im Jahre 1914: Ein Junge steht vor Totempfählen und Masken, im Museum of National History. Der Zehnjährige ist elektrisiert. Joseph Campbell beschäftigt sich von jetzt an intensiv mit den Ureinwohnern Amerikas und ihren Mythen. Später vergleicht er diese mit den Sagen und Märchen anderer Völker auf der ganzen Welt. Dabei entdeckt er immer wieder die gleichen Muster in der Reise der Helden.

 

Der Held in tausend Gestalten

Sein Buch „The Hero with a Thousand Faces“ erscheint 1949. Zunächst ist das Werk nur einem kleinen Publikum bekannt. In den 1960er Jahren wird es zur Bibel der „New Journalists“. Offenbar trifft der Inhalt genau das Bedürfnis vieler Autor:innen. Sie wollen weg vom bleichen Meldungsjournalismus und lieber Geschichten erzählen, die unter die Haut gehen.

Nachrichtenmagazine wie Time und Der Spiegel sind ohne Storytelling nach Campbell kaum vorstellbar. Auch für Filmemacher:innen wie George Lucas ist Campbells Held in tausend Gesichtern eine Blaupause. Der Produzent, Drehbuchautor und Regisseur verdankt dem Forscher seine Star-Wars-Geschichte und empfindet Dankbarkeit für den Schöpfer der Heldenreise.

Joseph Campbell durchforstete die Mythen der Welt. Er enthüllte die Gemeinsamkeiten der Helden aller Kulturen und Perioden. Trotz ihrer unendlichen Vielfalt zeigen diese Mythen uns bemerkenswert ähnliche Helden. Der Froschkönig, Buddha und Jesus folgen den selben Mustern. Ihre Heldenreisen sind ein Spiegel unserer inneren Reisen. Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten

Kein:e Held:in – keine Geschichte

Geschichten brauchen Held:innen. Sie können positiv sein, aber auch negativ. Der/die Held:in durchläuft auf seiner/ihrer Reise bestimmte Etappen. Sollte sich eine Geschichte zu einfach anfühlen, fehlt wahrscheinlich die eine oder andere Etappe.

Bei Campbell sind es insgesamt 17 Etappen. Auf diese bezieht sich der Hollywood-Stoffentwickler und Publizist Christopher Vogler bei seinen zwölf Etappen. In dem Buch „The Writers Journey“ von 1998 geht er insbesondere auf die Archetypenlehre von Carl Gustav Jung ein.

Will Smith und Roland Emmerich gehören zu seinen Klienten. Christopher Vogler leitete die Abteilung für Stoffentwicklung bei 20th Century Fox: „In großen internationalen Filmproduktionen ist die Strukturierung des Skripts der Grundstein für die Kreation.“

Die 12 Etappen der Heldenreise

  1. Die gewohnte Welt des Helden: Der Protagonist lebt in seiner engen Welt und ahnt noch nichts von seiner bevorstehenden Reise. Er trägt in sich einen Konflikt, der sich in einem äußeren Konflikt zeigen kann. Um das zu kompensieren, hat der Protagonist psychische Abwehrmechanismen entwickelt.
  2. Ruf des Abenteuers: Der Held wird herausgefordert, vielleicht direkt aufgefordert, sich auf seine Reise zu begeben.
  3. Angst und Verweigerung: Der Held weigert sich, dem Ruf zu folgen. Er hat Angst. Hier wird klar, wie atemberaubend die Fallhöhe ist.
  4. Der Mentor: Jemand ermutigt ihn, bereitet den Helden vor. Der Mentor hat vielleicht selbst schon eine ähnliche Reise zurückgelegt und daher Erfahrungen.
  5. Die erste Schwelle: Ein Schwellenhüter kann versuchen, den Antritt der Reise zu verhindern. Aber dann geht es los. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, der Point of no Return ist überschritten.
  6. Prüfungen, Verbündete und Feinde: Der Held wird herausgefordert und muss wachsen. Er wird mit den unterdrückten Anteilen seiner Persönlichkeit konfrontiert. Sein Ich verändert sich. Dabei gewinnt der Reisende Verbündete und macht sich Feinde.
  7. Tiefpunkt der Reise: Die Hauptfigur steigt in die tiefste Höhle hinab. Dort erwartet sie der ärgste Feind. Hier steuert die Geschichte gleichwohl auf ihren Höhepunkt zu.
  8. Die entscheidende Prüfung: Es kommt zum ultimativen Kampf. Das neu erworbene Wissen muss jetzt angewendet werden. Wenn der Kampf nicht gewonnen wird, ist alles Bisherige verloren. Mit dem Sieg stirbt auch das alte Ich. Der Held wird neu geboren.
  9. Die Belohnung: Der Held gewinnt den Schatz – die Königstochter im Märchen, die Macht als Präsident oder die Selbsterkenntnis. Der neue Lebenssinn ist der eigentliche Schatz.
  10. Rückweg mit neuem Ich: Noch ist die Reise nicht beendet. Ist das neue Ich stabil?  Die gegnerische Kraft ist noch nicht endgültig besiegt.
  11. Auferstehung: Der Held muss sich im Alltäglichen beweisen. Es kommt zur allerletzten Prüfung. Der Held soll sich mit dem neu erworbenen Wissen auch für seine Gemeinschaft einsetzen.
  12. Rückkehr mit dem Elixier: Die Hauptfigur ist durch das Elixier wieder ganz, die alten Wunden sind geheilt. Der Held lebt und dient anderen so in seiner ursprünglichen Heimat.

Storytelling ist so alt wie die Menschheit. Warum aber prägen sich alte Mythen und Märchen derart tief in unser Gedächtnis ein? Weil sie zu einem wesentlichen Teil über das Unterbewusstsein wirken. So erreichen sie verschiedene Zentren des Gehirns, nicht nur die rationale Ebene.

Archetypen kreativ umsetzen

Die Etappen der Heldenreise und die Rollen sind archetypisch. Nicht alle müssen immer vorkommen, ihre Gestalt kann sich wandeln. Der/die Held:in kann sogar ein Gegenstand sein, dessen/deren Reise erzählt wird. Die Kreativität besteht darin, die Rollen und Etappen entsprechend zu adaptieren.

So stellen sich folgende Fragen: Wer kann Protagonist:in sein? Welches Problem beschäftigt den/die Held:in? Wie kann sich die Zielgruppe damit identifizieren? Welche Gefühle des/der Held:in fesseln die Zielgruppe?

Eine Frage, bei der eine falsche Antwort zu fundamentalen Fehlentscheidungen beim Storytelling führt: Wer ist der/die Mentor:in und welche Beziehung hat er/sie zum/zur Held:in?

Wie sieht das Elixier aus und wie wird der/die Held:in dadurch wieder ganz? Die Geschichte erzählt immer eine entscheidende Reise von einem Ausgangspunkt zu einem Ende. Das macht die Botschaft so nachvollziehbar und spannend.

Briefingvorlage mit Download-Hinweis © VORSATZ.MEDIA

About The Author

William Vorsatz
William Vorsatz ist Geschäftsführender Inhaber von VORSATZ.MEDIA, Filmproduzent, Formatentwickler, preisgekrönter Autor und Coach.
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