Video Sound Production: Den richtigen Ton treffen

Video Sound Production: Den richtigen Ton treffen

Die Akustik am Set gehört dazu. Genauso ein gut geschriebener Sprechertext. Und ein planmäßiges Vorgehen bei der Musikauswahl. Für den besten Ton bei der Videoproduktion gibt es einiges zu beachten. Hier die wichtigsten Tipps und ein erstaunliches gratis KI-Tool für schwierige Aufnahmen.

Ich komme ursprünglich aus dem Radiobereich. Du kannst dir vorstellen, wie Producer auf den Ton achten, wo er das einzige Transportmittel für die Information ist. Wer einige Jahre lang Hörfunk-Features gemacht hat, weiß um die assoziative Wirkung von Tönen, auch bei Videos.

Etwa 90 Prozent unserer Informationen nehmen wir mit den Augen auf. Die anderen zehn Prozent haben es aber in sich. Der Ton wirkt größtenteils unbewusst. Das ist das Gemeine: Als Rezipient:in siehst du ein Video, und irgendwie haut es dich nicht vom Hocker.

Dabei „stimmen“ die Bilder alle. Aber das Ganze wirkt dennoch irgendwie billig. Eine fachkundige Sound-Analyse zeigt oft schnell eine Reihe von Fehlern, die eigentlich leicht zu vermeiden wären.

First Class Studio – beste Atmosphäre: Die Tonaufnahmen für das Erklärvideo hat VORSATZ.MEDIA in den Studios von Mainland Media in Berlin Mitte gemacht.

Zu den Tonquellen gehören die Aufnahmen am Drehort, zusätzliche Geräusche aus dem Archiv, Soundeffekte, Musik und Sprecher.

 

Lieber zu trocken

Die Akustik am Set kann sich die Crew oft nicht aussuchen. Dann ist es wichtig, die richtigen Mikrophone zu wählen und so nah wie möglich heranzugehen. Lieber zu trocken aufnehmen – Atmo und Hall kann man bei Bedarf später zumischen. Störgeräusche nachträglich zu eliminieren ist dagegen aufwendig und oft dennoch mit Einbußen verbunden.

Gerade bei schnell und billig produzierten Videos wird im Schnitt oft auf die Atmo verzichtet. Dahinter kann ein wirtschaftlicher Gedanke stehen, denn die Atmo muss gemischt werden. Manchmal ist es aber auch die Angst, die Hintergrundgeräusche würden die Klarheit des Gesamttons beeinträchtigen.  Fast immer ist es besser, mit Atmo zu arbeiten, allerdings dezent. Sie muss da sein, aber eher fühl- als wirklich hörbar.

Remote Interview: Für die Aufnahme hat unser Gesprächspartner nur sein Notebook-Mikrofon verwendet. Enhance Speech von Abobe Podcast hat daraus eine Aufnahme wie in Studio gemacht.

Für das Hören schreiben

Das Gleiche gilt für zusätzliche Geräusche und Soundeffekte. Ein Erklärvideo beispielsweise wirkt damit erst richtig dynamisch, lebhaft oder witzig. Und die Sounds geben wichtige Zusatzinformationen zu dem, was das Auge aufnimmt. Im Zusammenspiel ergibt erst das Konzert der Kanäle ein perfektes Orchester. Die Handlung wird authentisch.

Es klingt ein bisschen um die Ecke gedacht, ist es aber nicht: klare Off-Sprache beginnt beim Schreiben des Textes. Dieser muss für das Hören geschrieben werden. Textsprache sieht geschrieben nicht so elegant aus, eher simpel. Sie bildet sich aus kurzen, linearen Sätze ohne Verschachtelungen.

Um den Satz nicht erst am Ende auflösen zu müssen, wandert das Verb nach vorn. Am besten verständlich sind Sätze mit maximal sieben Wörtern.

 

Teure Sprecher:innen

Boulevardzeitungen schreiben nahe am gesprochenen Wort. Sie nutzen die vollendete Gegenwart statt Vergangenheit, die Gegenwart statt der vollendeten Gegenwart. Und sie hassen den Genitiv. So sind die Texte leichter verständlich.

Beim Hören werden solche Sätze dann als natürlich gesprochene Worte wahrgenommen. Selbst routinierte Sprecher:innen haben es mit in dieser Art geschriebenen Skripten leichter.

Synchronisationen sind immer eine Herausforderung. Der/ die Voice-Over-Sprecher:in muss klar verständlich sein. Dennoch sollen O-Töne, Atmo und Musik des Originals immer noch gut rüberkommen.

Ein:e gute:r Profisprecher:in kann für eine kurze Werbeaufnahme durchaus 3.500 Euro Tagesgage einfahren. Dazu kommen weitere Honoraren für die Ausspielungen. Das klingt traumhaft. Bei genauerem Hinsehen stellt sich die Rechnung allerdings etwas anders dar.

Dahinter stecken viele Jahre Schauspieltraining. Die meisten Mimen kommen nie auf einen grünen Zweig. Selbst wer gut im Geschäft ist, muss seine Spreche außerdem ständig weiter trainieren.

 

Zielgerichtet Musik wählen

Der konkrete Sprecherjob beginnt dann damit, sich mit den Text auseinandersetzen und mit der eigenen Persönlichkeit etwas Neues zu kreieren. Mit diesem detaillierten Bild im Kopf muss der Profi auch dann gelassen bleiben, wenn ihm bei der Aufnahme ein Dutzend Manager:innen reinreden wollen, die nicht unbedingt den Sachverstand dazu haben.

Um eine gute Aufnahme hinzulegen, sollte außerdem die Umgebung stimmen. Wenn sich der/ die Sprecher:in im Studio irgendwie nicht wohl fühlt, hört man das später schnell in der Aufzeichnung.

Der Ton macht die Musik, heißt es. Das lässt sich auch umdrehen: die Musik macht den Ton. Und da gibt es immer wieder ein Dilemma. Die Musik darf nicht viel kosten, für die Musikauswahl wird bei limitiertem Budget kaum Zeit kalkuliert. Zeit lässt sich sparen, wenn die beabsichtigte Wirkung der Musik in der jeweiligen Szene vorher exakt bestimmt und in Auswahlkriterien übersetzt wird.

Allerdings helfen nach meiner Erfahrung diese Kriterien nur bedingt dabei, Musik in Datenbanken eins zu eins zu finden. Sie sind eher nützlich, um sich im überbordenden Angebot zu orientieren und diese Kriterien weich (qualitativ) zu verwenden.

Erstaunlich, was diese KI gratis leistet: Interviews per Videokonferenz klingen nach der Bearbeitung mit Enhance Speech in Adobe Podcast wie aus der professionellen Sprecherkabine. Das saubere Material lässt sich dann gut mit Kompressor und EQ weiter verarbeiten.

Finalisierung im Videoschnitt oder speziellen Audio-Tools?

Überbordendes Angebot? Zugegeben: die Musik auf den gängigen Portalen wie audiojungle, Pond5 und PremiumsBeat klingt in der Masse sehr austauschbar. Einen Alternative bilden hier CC-Portale wie ccMixter.

Kreative Titel kannst du hier als Creative Common-Lizenz oder für kommerzielle Projekte zu günstigen Bedingungen erwerben. Hier gibt es hilfreiche Tipps zur Musikauswahl und die wichtigsten Anbieter für jedes Budget.

Wenn der Rohschnitt mit allen Audio-Vorabmischungen abgeschlossen ist, der Sprechertext eingesprochen und auf der Feinschnitt sich den Ende nähert, ist die finale Audio-Abmischung dran. Je nach Komplexität des Projekts und Anspruch an die Endmischung wird entweder direkt im Schnittprogramm final gemischt oder in einem extra Audioprogramm.

 

Hohe Effizienz durch Einsatz neuer Gratis-KI

„You can fix it in the post“: Das ist ein Running Gag. Gutes Ausgangsmaterial ist immer die bessere Wahl. Aber manchmal sind die Bedingungen so schwierig, dass wir auch beim Ton später noch reparieren müssen. Hier helfen neue KI-Tools.

Erstaunliche Ergebnisse erzielen wir beispielsweise mit dem kostenlos nutzbaren Enhance Speech von Adobe Podcast. Das kostenlos nutzbare Tool ist noch in der Beta-Phase. Es isoliert Stimmen auch in schwieriger Umgebung und macht daraus Sound fast wie in einer Sprecherkabine.

Verschiedene Effekte veredeln hier den Sound. Equalizer kommen zum Einsatz, Kompressoren und was sonst noch konkret gewünscht ist.

 

Überall gleich gut klingen

Monitore und Messinstrumente sind beim Mixing gut. Das Wichtigste bleibt aber immer das geschulte Gehör. Und eine unverfälschte Studioakustik. Zum Schluss muss der Mix überall gut klingen: leise, laut, über Kopfhörer und billige Lautsprecher. Der Videoton muss verständlich sein und dennoch möglichst viele Zusatzinformationen übermitteln.

About The Author

William Vorsatz
William Vorsatz ist Geschäftsführender Inhaber von VORSATZ.MEDIA, Filmproduzent, Formatentwickler, preisgekrönter Autor und Coach.
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